Alkoholischer Leberschaden

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Definition[Bearbeiten]

Alkohol (Äthanol) ist ein obligates Lebertoxin. Auftreten und Schweregrad des alkoholischen Leberschadens hängen von verschiedenen Faktoren wie Alkoholmenge, Dauer der Alkoholeinnahme, Geschlecht, genetische Faktoren und Ernährung ab. Die kritische Alkoholmenge für Männer liegt bei ca. 60-80 g reinen Alkohols pro Tag. Für Frauen liegt sie unter diesem Wert (20-40 g/Tag).

Pathogenese[Bearbeiten]

Ethanol --> Resorption im Magen --> Abbau durch NAD-abhängige Alkoholdeyhydrogenase zu Acetaldehyd und Acetat in der Leber (7-10 g / h) --> Abbau durch NAD-abhängige Aldehyddehydrogenase über Acetyl-CoA zu Acetat --> Umwandlung in CO2 und Wasser oder im Rahmen des Zitronensäurezyklus in andere Verbindungen (z.B. Fettsäuren). Teils auch Umwandlung von Ethanol von einem NADPH- und Zytochrom-P450-abhängigen mikrosomalen Ethanol-oxidierenden System zu Acetaldehyd --> vermehrte Produktion von NADH und Verschiebung des Verhältnisses NADH zu NAD --> Veränderung des Redoxstatus der Leberzelle, Azidose, gestörte Glukoneogenese, gestörter Steroidstoffwechsel, gestörter Fettstoffwechsel --> Fettleber. Acetaldehyd --> toxisch, Bindung an Phospholipide, Aminosäuren, Hormone, Zellmembranen und Zellskelettkomponenten mit eventueller Änderung der funktionellen Eigenschaften und Antigenität. Steigerung der Kollagensynthese, Aktivierung von Komplement, Erhöhung der Lipidoxidation, Interferenz mit mitochondrialen Elektronentransport, Entstehung reaktiver Sauerstoffverbindungen.

Klinik[Bearbeiten]

Patienten mit alkoholischer Fettleber sind klinisch fast immer asymptomatisch, d.h. ohne pathologische Leberfunktionstests. Die Leberbiopsie ist in diesem Stadium eine wichtige diagnostische Maßnahme. Das klinische Bild der alkoholischen Hepatitis ist ebenfalls variabel, kann aber in schweren Fällen mit Ikterus, Fieber und Leukozytose einhergehen. Alkoholische Fettleber, kombiniert mit Cholestase, Hämolyse und Hyperlipidämie, wird als Zieve-Syndrom bezeichnet. Die Prognose hängt vom Schweregrad des Leberzellschadens ab; die Letalität erreicht 30%. Bei Alkoholkarenz ist die alkoholische Hepatitis reversibel. Es bleiben aber häufig Residuen (Fibrosen) zurück. Bei kontinuierlichem Alkoholmissbrauch entwickelt ein recht hoher Prozentsatz (ca. 30%) der Patienten mit alkoholischer Hepatitis in relativ kurzer Zeit (1-2 Jahre) eine Leberzirrhose.

Makroskopie und Mikroskopie[Bearbeiten]

Das morphologische (und klinische) Spektrum des alkoholischen Leberschadens umfasst die Fettleber. Makroskopisch ist die Leber vergrößert (Gewicht bis 6000 g), „teigig" weich und gelb.

Mikroskopie:

  • Fettvakuolen (meist großtropfig) im Zytoplasma der Leberzellen
  • granulomähnliche Knötchen in unregelmäßiger Verteilung im Läppchen, die aus Kupffer-Zellen, Histiozyten, vereinzelten Lymphozyten und neutrophilen Granulozyten bestehen (Resorptionsknötchen)
  • Beschränkung auf läppchenzentrale Leberzellen bei leichter Ausprägung (Rappaport-Zonen 2 und 3), bei schwereren Formen diffus.
  • Vergrößerung der Mitochondrien , Vermehrung des glatten endoplasmatischen Retikulums
  • eventuell Zeichen der Cholestase


Die alkoholische Hepatitis stellt das Bindeglied zwischen der reversiblen Fettleber und der irreversiblen Leberzirrhose dar.

Mikroskopie:

  • Steatohepatitis
  • Leberzellnekrosen, Apoptosen,
  • neutrophil-granulozytäre Infiltrate um Leberzellen mit intrazytoplasmatischen irregulären Einschlüssen, sog. Mallory-Körper oder alkoholisches Hyalin in vergrößerten („ballonierten") Leberzellen. Vergrößerte und auch Mallory-Körper enthaltende Leberzellen werden oft allseits von kollagenem Bindegewebe umgeben (= Maschendrahtfibrose).
  • unterschiedlich schwer ausgeprägte Cholestasezeichen
  • Fibrose der Portalfelder und im Bereich der Zentralvenen (bis zur zentralen Sklerose).

Die beschriebenen morphologischen Veränderungen sind nicht alkoholspezifisch und können partiell, aber auch zur Gänze ebenfalls bei anderen Erkrankungen (z.B. bei krankhafter Fettsucht, Typ-2-Diabetes mellitus, Morbus Wilson, indischer frühkindlicher Leberzirrhose, diversen Stoffwechselerkrankungen, medikamentös induzierten Leberschädigungen) nachgewiesen werden. Bei Auftreten im Zusammenhang mit Adipositas und/oder Typ-2-Diabetes-mellitus (Insulinresistenz; metabolisches Syndrom) wird von nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH) gesprochen.


Die Leberzirrhose entwickelt sich hauptsächlich im Rahmen der alkoholischer Hepatitis auftretenden Leberzelluntergänge und ist meist kleinknotig. Gelegentlich sind Leberzellen und kleinere Leberzellgruppen durch schmale Bindegewebesepten dissoziiert, so dass ein maschendrahtähnliches Fibrosebild entsteht.

Literatur[Bearbeiten]

  • Böcker, Pathologie, 4.Auflage

Präparate[Bearbeiten]

alkoholische Steatohepatitis[Bearbeiten]

Steatohepatitis 12 12883 HE ico.jpg Steatohepatitis 12 12883 PAS ico.jpg Steatohepatitis 12 12883 MGE ico.jpg Steatohepatitis 12 12883 ASDCL ico.jpg
Steatohepatitis, HE PAS MGE ASDCL