Fettlebererkrankung

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Definition[Bearbeiten]

Bei der Fettlebererkrankung liegt eine Anhäufung von überwiegend Triglyzeriden in Hepatozyten vor. Morphologisch reichen diese Veränderungen von einer einfachen Fettleber (Steatose) über eine Steatohepatitis bis zur Leberfibrose- und zirrhose. Der Lipidgehalt (Triglyzeride, Fettsäuren, Phospholipide, Cholesterin und Cholesterinester) der normalen Leber beträgt ca. 5% des Lebergewichts. Bei der Fettlebererkrankung können Triglyzeride bis 40-50% des Lebergewichts ausmachen.

Pathogenese[Bearbeiten]

Fettsäuren (aus Nahrung und Körperfettgewebe) werden von der Leberzelle aus dem Blut aufgenommen und zum Teil wieder in Triglyzeride umgewandelt, zum Teil für Cholesterin- und Phospholipidsynthese verwendet und zum Teil oxidiert.

Die Fettlebererkrankung kann auf verschiedene Weise entstehen:

  • durch erhöhtes Fettsäureangebot an die Leberzelle aus der Nahrung oder durch erhöhte Fettsäuremobilisation aus dem Fettgewebe. Bei Insulinmangel oder Insulinresistenz kommt es zu einer Lipolyse im Fettgewebe und zur Mobilisation von freien Fettsäuren, die dann von der Leber aus dem Blut aufgenommen und teilweise zu Triglyzeriden synthetisiert werden. Eine vermehrte Fettsäuremobilisation wird auch durch Insulin-Antagonisten wie ACTH, TSH, Kortikosteroide, Thyroxin, Glukagon und erhöhten Sympathikotonus (Adrenalin) bewirkt.
  • durch vermehrte Fettsäuresynthese
  • durch verminderte Fettsäureoxidation in Mitochondrien
  • durch Hemmung der Apoproteinsynthese (z.B. bei toxischer Schädigung der Proteinsynthese) und damit der VLDL-Bildung
  • durch Störung des intrazellulären Transports oder der Sekretion von VLDL

Klinik[Bearbeiten]

Häufig verursacht eine Leberzellverfettung keine subjektiven Beschwerden oder abnorme Laborbefunde. Die Morphologie ergibt die definitive Diagnose. Die Fettleber ist bei Wegfall der verursachenden Noxe reversibel.

Zustände mit Fettlebererkrankung[Bearbeiten]

  • Alkoholismus: ist die häufigste Ursache einer Fettleber in den westlichen Industrienationen. Für ihre Entwicklung sind erhöhte Fettsäuresynthese in der Leberzelle, verminderte Fettsäureoxidation, erhöhte Veresterung von Fettsäuren zu Triglyzeriden, evtl. auch erhöhte Fettsäuremobilisation aus dem Fettgewebe und verminderte VLDL-Abgabe verantwortlich.
  • Hunger: Erhöhung der freien Fettsäuren im Serum, durch Glukosemangel, erhöhten Sympathikotonus oder erhöhten Wachstumshormonspiegel mit Fettsäuremobilisation aus dem Fettgewebe.
  • Proteinmangelernährung: zusätzlich Ödeme, Aszites und Depigmentierung von Haut und Haaren. Störung der Lipoproteinsynthese.
  • Adipositas (Fettsucht) und Überernährung (Mastfettsucht): hepatische Triglyzeridassimilation ist größer als die Triglyzeridsekretion.
  • Diabetes mellitus (Typ 2): Adipositas und Insulinresistenz.
  • Schwangerschaftsfettleber
  • Andere Vergiftungen

Mikroskopie[Bearbeiten]

  • Einlagerung von Fettvakuolen in das Zytoplasma der Leberzellen. Die Fettvakuolen sind von Membranen des endoplasmatischen Retikulums umgeben.
  • großtropfige (makrovesikuläre) Verfettung: Der Zellkern wird an den Rand gedrängt. Erkrankungen: z.B. alkoholische Fettleber.
  • kleintropfige (mikrovesikuläre) Verfettung: u.a. Schwangerschaftsfettleber, Tetrazyklinfettleber, Reye-Syndrom
  • eventuell entzündliche Veränderungen: Steatohepatitis

Literatur[Bearbeiten]

  • Böcker, Pathologie, 4.Auflage